Manchmal kann ich tun, was ich will.
Aber immer muß ich wollen, was ich soll.
Wenn Ordnung sich ändert ...

... klammert sich die herrschende Ordnung länger an ihre Macht,
als es die Einsicht gebietet.
Denn eine Änderung würde Vertreter der neuen Ordnung fördern
und eigenen Ordnungshütern die gewohnte Routine-Arbeit erschweren.

Je klarer die Möglichkeit einer Neu-Ordnung sichtbar wird,
umso stärker fördert die alte Führung ihre eigenen Vertreter
und versucht, "quertreibende Masse-Partikel" auszuscheiden
oder zwangsweise ans eigene kranke System anzupassen.

Aufstrebende Vertreter der neuen Ordnung
verweigern ihrerseits das untertänige Benehmen,
das die alte Ordnung als belohnenswert erachtet,

und mit dem Vertreter der neuen Ordnung integriert werden könnten.

Zum Konflikt hinzu kommt noch, daß die neue Ordnung
ebenfalls Herrschafts-Strukturen entwickelt.
Und welcher Herr dient schon freiwillig dem früheren Untergebenen
oder gibt statusbedingte Privilegien ab?

Die alte Ordnung glaubt,
im langen Verlauf ihrer Herrschaft
Verantwortungsgefühl erworben zu haben,
das ihre Entscheidungs-Vollmacht rechtfertigt:

Sie hat belohnt und bestraft,
so wie es nach ihrem Wertesystem angemessen erschien.
Sie hat sich sogar - ein wenig zumindest -
mit Schuldgefühlen auseinandergesetzt.

Kinder der Herrschaften, erzogen im Sinne der Eltern, rechtfertigen
die geerbte Position im alten Ordungsprinzip mit vereinfachten Begründungen.
Wegen ihrer Privilegien sind sie weniger zu Anstrengungen motiviert,
und ihnen fehlt die Erfahrung der "Frosch-Perspektive".

Aufstrebenden Vertretern neuer Ordnung fehlt die "Vogelperspektive":
Ihnen fehlt praktische Erfahrung mit Macht und deren Strukturierung.
->Castaneda: 4 Feinde - Macht(3)
->"Die Revolution frißt ihre Kinder ..."

Jeder Mensch orientiert sich an seiner Ordnung,
braucht Verläßlichkeit und Rituale,
Wissen um "richtig" und "falsch",
und um seine "Bestimmung".

Jeder wird geboren in einen Zusammenhang,
der ihn in wesentlichen Teilen prägt
->Goethe: "Charakter"
und den er mit all seinen Mitteln verteidigt.

Kindliche Erfahrungen prägen besonders:
Gerüche, Gesichter, Streicheln oder Schläge, Geschrei oder Wohlklang,
Musik im Kinderzimmer, bei der ersten Liebe ->"Sie spielen unser Lied..."
im Krieg oder in der Kirche. Königen, Parteien oder Gott zu Ehren.

Selbst durch raffinierteste Lügen und dümmste Vorurteile
scheint reine Wahrheit durch.
Diese zu beschreiben oder zu besingen, das heißt mit anderen Worten:
"Gottes Worte verkünden". Das edelste Motiv für Musik-Dichtung. ->J.S.Bach

Wache Menschen können Lüge von Wahrheit unterscheiden.
Ebenso wie schlechte von guter Musik. Tolerant, aber deutlich.
Trotz falscher Lobpreisungen im Auftrag von Macht und Kommerz,
inszeniert von erfolgreichen Werbe-Strategen:

Folgsame Herden nicht so wacher Menschen übertönen die Wachen.
Keiner kann oder will immer wach sein.->Canetti, ->Le Bon
Die meisten lassen sich auch gern mal in der Herde treiben.
Alle spielen gern, täuschen dabei auch sich selbst und andere.

Die Katze jagt ihrem eigenen Schwanz hinterher.

Ich führe mit rechts eine Glasmurmel gegen die linke Hand,
trickse die linke aus und schieße ein Tor, 1:0.
Spiele sind Training, Befriedigung und Zeitvertreib.

Und mit der Zeit
ändert Wahrheit Verhältnisse, nicht umgekehrt.
Die beiden werden aber manchmal verwechselt,
weil ihr Zusammenwirken unser Leben erzeugt.



-> Bob Dylan: "The times they are a changing"


-> Buffy Sainte-Marie: "Moonshot"
-> Buffy Sainte-Marie: "God Is Alive Magic Is Afoot"


Steter Tropfen höhlt den Stein